Thursday, March 08, 2012

The Story of the Woman in the Abbasid Era, Part II

(Part II of my university essay, submitted on March 6, 2012, etc.)

AUS der sozioökonomischen Perspektive kann und ist diskutiert worden,* wie die großen Wandlungen von der Zeit des Propheten bis zum Verfall des Abbasidenreiches in 1258 in Art und Ausmaß der Agrikultur, der Aufstieg der Städte, die Öffnung und das Aussterben von Handelsrouten, die Vielfalt von Luxusgütern und gehobeneren Lebensweisen, und wie die Kriege, im kleinen oder im großen Schema eine unwidersetzliche, unterschwellige Wirkung auf die allgemeine Stellung der Frauen hatten.

(*Wie: Guity Nashat in ihrer Einleitung zu Women in Islam von Wiebke Walther.)

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WIE die islamischen Eroberungen seit 610* die Frauen in den christlichen und jüdischen und zoroastrianischen Gemeinden betrafen — sie behielten zumeist die religiöse Freiheit; ihre Steuer lagen auch höher, aber wie hart dies ein Haushalt traf ist heute schwer zu wissen — bleibt eine Frage. Einige bekehrten sich auch zum Islam.
(* Als Muhammad der Engel Gabriel zum ersten Mal erschien. Die eigentlichen Eroberungen über die arabische Halbinsel hinaus fingen erst richtig um 632, nachdem Muhammad starb, an. Ehrlichgesagt hatte ich diese zeitlichen Verhältnisse in den Vorlesungen an der Uni nicht richtig eingeordnet, also habe ich es in einer gewissen Online-Enzyklopädie nachgelesen.)
Aber diese Entwicklungen sind schwerlich ohne einer Behandlung wie im Germinal oder Krieg und Frieden gerecht zu werden — in diesem Aufsatz wird es nicht versucht.

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IN Kriegen und Krisen wurde offensichtlich die soziale Ordnung überstürzt. Zwei Anekdoten zeigen wie es zulaufen konnte:

° 1073 fanden in Ägypten schwere Überschwemmungen statt: Frauen halfen beim Ziegelbacken damit Gebäude neu eingerichtet werden konnten.*

* Von Maya Shatzmiller, Labour in the Medieval Islamic World (q.v. später)

° In den Kreuzzügen bewaffnete sich eine alte Dienerin und zog in die Schlacht, als Isma‘iliten ihr Haus bedrohten, bis die Einheimische den Feinden in den Zahlen überlegen waren.*

* Von Usamah ibn-Munqidh, zitiert in: An Arab-Syrian gentleman and warrior in the period of the Crusades.

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DER Islam ist als Einfluss auf die Rechte der islamischen Frauen immer als das wesentliche Element gedeutet worden. In Wirklichkeit gab es so viele Denkensweisen, dass Verallgemeinerungen nicht hilfreich sind. Erstens waren in den ursprünglichen Texten verschiedene Ansichten vertreten, zweitens änderte sich die Interpretation selbstverständlich innerhalb des sozialen Umfeldes, und drittens unterschieden sich die Ableitungen des Sinnes dieser Texte wesentlich unter den verschiedenen islamischen Sekten.

Wie sehr die weiblichen Begleiter des Propheten als Vorbilder auf die islamische Nachwelt wirkten, ist vielleicht eine zu subjektive Frage. Auf jeden Fall waren Khadija, A'isha und Fatima herausragende Figuren.

Khadija war die erste Frau Muhammads, eine reiche Frau die sich im Handel beschäftigte, wie andere Frauen im Stamm Qurashi zu ihrer Zeit und vielleicht sogar vier Jahrhunderte zuvor.

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Patricia Crone: Meccan Trade and the Rise of Islam

Ich hatte einfach im Verzeichnis hinten nach "women" gesucht, und bin so auf Khadija et al. gestoßen, aber eigentlich kann man das Ganze gut lesen. Es geht um Schiffhandel und Karawane, Zimt und Weihrauch, Kardamom und Myrrhe, und Erwähnungen von begegneten Völker aus Ländern von Persien und Ostafrika bis Indien, über einen großen Zeitspann.
The sources are agreed that Judean balsam only grew in Judea, later also in Syria and Egypt, and that it only existed in a cultivated state. The cultivated plant was smaller than the Arabian and Somali trees; it needed diligent watering, and its resin was quite unlike that of Arabian and Somali bashām. It was extremely sweet in taste, whereas that of the Arabian tree is said to be acid, that of the Somali tree bitter.
Seite 64, via Google Books.

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Illustration: Weihrauch- und Obstverkäufer, auf Seide, von Phạm Sỹ.
via Wikimedia Commons

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A'isha, die Lieblingsfrau Muhammads, zog bekannterweise im Jahre 656 in den Krieg gegen den vierten rechtgeleiteten Kaliphen Ali, nachdem sie Moscheen betrat und dort gegen ihn eine Folgschaft sammelte. Ihre Führung der 'Kamelschlacht' ist kein unkompliziertes Thema; nach einer Sicht 'bleibt sie in der muslimischen Erinnerung für immer mit Fitna (Unordnung und Zerstörung) verbunden'. Auch war sie offen und unverzagt kritisch gegen den dritten Kaliphen Uthman. Im hadith (Sprüche von oder über Muhammad oder seine Zeitgenossen) und im sunna (im hadith überliefertes Leben und Beispiel des Propheten und seiner Folgschaft) ist sie vielleicht am Einflussreichsten geblieben, als Quelle von vielem davon, was wir noch von ihrem Mann wissen, nachdem er 632 starb.

[Disclaimer: Es ist möglich, dass ich in diesem Abschnitt ziemlich viele faktische Fehler gemacht habe.]

Wednesday, March 07, 2012

The Story of the Woman in the Abbasid Era, Part I

(University essay, submitted on March 6, 2012, and reproduced here with illustrations and elucidations for the curious. Please forgive my direr moments with regard to the German language.)

DIE Geschichte der Frau zur Zeit des abbasidischen Reiches die uns überliefert worden ist, ist wie viele andere Aspekte voller Lücken und auch benebelt von den Urteilen der Nachwelt.

Was feststeht ist, wie die Umgebung einer Frau auch ihr Los entschied: Reichtum und Armut, die Ortschaft auf dem Lande oder in der Stadt, die menschliche Umgebung ihrer Familie und ihrer Gesellschaft — und dadurch, in welchem politischen Winkel eines zeitweilens sehr großen Reiches sie sich befand.

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"Geographie Du Moyen Age Principalement au IXe Siecle." (1837) via Wikimedia Commons
The lime green boundaries rim the Caliphate, while the sea-green is the Byzantine Empire and the rose-pink the Holy Roman Empire (it says "Empire Charlemagne," but I presume he himself had passed on by 'principally the ninth century').

Geschichtlich waren schließlich Jahrtausende Zivilisationen dem abbasidischen Reiche (c. 750 - 1258 n. Chr.*) vorausgegangen, die sich zu verschiedenen Zeiten von Andalusien und Marokko bis hin zur Mitte Russlands und ins heutige China streckte. Dörfliche, städtische, wandernde Sitten waren schon festgelegt; auch die Rechte, Berufe, und Ähnliches sind schon 1700 im Kodex von Hammurabi den Männern und den Frauen zugeteilt worden. Im Kodex stehen ebenfalls alte Lösungen zu den Fragen der Ehe und der Kindererziehung. Bei den Bedouinen gab es auch längst Lösungen — z.B. in der Zeit des Propheten ist vermutlich noch matrilineale Abstammung bekannt gewesen, die Strömung der Geschichte aber ließ diese Tradition vergehen.

* (Die Jahreszahlen in diesem Aufsatz sind v. Chr. oder n. Chr. angegeben.)

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"Zwar bestanden bei den Beduinen zur Zeit der Hiğra Spuren einer älteren Sozialordnung fort; so ist es zum Beispiel wahrscheinlich, daß die Ausweitung des Patriarchats und patrilinearer Gruppen damals noch nicht ausschließlich vorherrschte, daß sie vielmehr vor noch nicht allzu langer Zeit eine ältere, matriarchal begründete Ordnung überlagert hatte."

Aus: Xavier de Planhol, Kulturgeographische Grundlagen der Islamischen Geschichte (pp. 15-16)